Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft – der Betzavta Ansatz in unserer Klasse

Wie gerecht ist eigentlich unsere Gesellschaft? Haben alle die gleichen Chancen und welche Auswirkungen hat es auf unser Leben und Fortkommen, wenn jemand bereits mit Vorsprung startet und ohne großes Zutun allen anderen etwas voraus ist, ja sogar an ihnen vorbeizieht? Mit dieser Frage hat sich die Klasse 7cG im Rahmen der Demokratiebildung unter Anwendung des Betzavta-Konzepts beschäftigt. Unter dem Titel „Das Schokoladenspiel“ wurde die Klasse in verschiedene, gleich große Gruppen eingeteilt. Jene bestimmten dann innerhalb der Gruppe eine Spielfigur, die sich auf dem Spielfeld je nach gewürfelter Zahl fortbewegen darf. Gewonnen hat die Gruppe, die am Ende des Spielfeldes ankommt und sich dann über eine Tafel Schokolade freuen darf. Mehr Regeln gab es nicht. Soweit so gut.

Der einzige Haken ist jedoch, dass eine Gruppe, anders als alle anderen bereits zu Beginn einige Felder überspringen darf und weiter vorne startet – einfach, weil das Los es so entscheidet. Dies fanden zwar die übrigen Gruppen nicht so erfreulich, doch Ungerechtigkeit wurde hier noch nicht verspürt. Gleichzeitig hat diese Gruppe aufgrund ihrer Startposition das Privileg die Spielregeln zu gestalten und Gesetze zu erlassen, die sich auf den Spielverlauf auswirken können. Beispielsweise, dass alle anderen aussetzen müssen oder dass die eigene Gruppe direkt zum Ziel springen darf und somit der Gewinner ist. Ab hier nahm das Spiel dann eine Wendung und es machte sich schnell Missmut breit. „Unfair“, „Das macht so keinen Spaß“, „Wir können ja gar nichts machen“ waren nur ein paar Äußerungen, die ab hier fast einstimmig fielen. Lediglich die Gewinnergruppe fand alles amüsant, fair und ganz nach ihrem Geschmack. Mit diesem Zeitpunkt (die Schokolade war schon fast aufgegessen) entschieden sich die anderen Gruppen so nicht mehr mitzuspielen und nutzten ihre Stimmen und ihre Mehrheit, um das Blatt zu wenden und neue Regeln zu machen, die auch den anderen ein Fortkommen ermöglichten.

Auch wenn das Spiel anfangs zu Frustration, Machtlosigkeit und Unverständnis geführt hat, so hat die Klasse hier vorbildlich abgebildet, wie demokratisches Miteinander funktioniert (oder auch nicht funktioniert) und die Lernenden haben sich dabei als wichtigen Bestandteil und Akteur/in innerhalb dieses Systems begriffen. Die Abfrage zu Beginn des Spiels, was man unter Gerechtigkeit versteht, erhielt anschließend nochmal eine tiefere Bedeutung.